5. Juni 2014

16 - Pingyao & Xi'an

An diesem Wochenende gab es wieder einen Feiertag, das Drachenbootfestival. Der Montag war dadurch frei und ich hatte beschlossen, die Zeit zu nutzen, um China zu erkunden. Ganz oben auf meiner Liste stand die Terrakotta Armee bei Xi’an. Und laut meiner Kollegen lohnte sich ein Trip auch nach Pingyao. Gesagt, getan. Zugtickets gebucht und los ging es.

Am Freitag hatte ich extra nochmal überprüft, von wo der Zug in Peking losfährt, schließlich gibt es in Peking mehrere große Bahnhöfe, den Bahnhof Beijing, den Südbahnhof, der Westbahnhof sowie der kleinste im Bunde, der Nordbahnhof. Meine zuverlässige Internetrecherche hatte ergeben, dass ich zum Westbahnhof sollte, der am anderen Ende der Stadt liegt. Nach ca. 50 Minuten U-Bahn-Fahrt komme ich am Bahnhof an und will die übliche Sicherheitskontrolle passieren. Die gute Kontrolleurin guckt sich das Ticket an und erklärt mir irgendetwas auf Chinesisch, das ich natürlich nicht verstehe. So nach 20 Sekunden dämmert es mir, dass ich hier wohl nicht richtig bin. Großartig. Und jetzt? Verzweifelt versuche ich herauszufinden, wo ich eigentlich hin muss. Ein Rollerfahrer mir die Verzweiflung wohl angesehen und bietet mir an, mich für 100 Yuan zum Beijing Bahnhof zu bringen. Kurz überlegt, aber was hatte ich für eine Wahl? Mein Zug fährt in einer Stunde und bis ich wieder in der U-Bahn oder im Taxi sitze, kann es noch Ewigkeiten dauern, also Rucksack und Handtasche festgezurrt und los ging es durch den Feierabendverkehr von Peking. 20 Minuten (und unzählige Ausweichmanöver) später kommen wir am richtigen Bahnhof an. An den Sicherheitskontrollen drängele ich mich vor und eile zu meinem Zug. Natürlich hatten die schon angefangen, die Passagiere in den Zug zu lassen. 15 Minuten vor Abfahrt saß ich schließlich im Zug und es konnte losgehen. Puh.

Die Zugreise selber war dann auch nicht ganz ohne. Da zum Feiertag viele Menschen verreisen, sind die Tickets im Voraus schon weit im Voraus ausgebucht. Und zu meinem Pech (bzw. Glück) gab es nur noch einen Hard Seater im Nachtzug nach Pingyao. 12 Stunden über Nacht im Sitzen. Ich hatte glücklicherweise einen Fensterplatz und kam gut vorbereitet in den Zug mit Buch, Nackenrolle ausreichend Verpflegung. Neben mir saß eine super nette Chinesin, mit der ich mich viel unterhalten habe. Nur schlafen konnte ich bei bestem Willen nicht viel, da der Zug jede Stunde mindestens einmal angehalten hat. Um 6 Uhr morgens bin ich schließlich in Pingyao angekommen und war komplett übermüdet und schlecht gelaunt von der Reise. Also habe ich mir für drei Stunden ein Hotelzimmer genommen, um noch ein wenig zu schlafen und vor allem zu duschen. Beste Entscheidung ever.

Frisch geduscht und ausgeruht ging es dann los, die Stadt zu erkunden. Pingyao hat eine gut erhaltene und nicht über-renovierte Altstadt, die komplett mit einer Stadtmauer eingefasst ist. Die Altstadt selber ist ziemlich überschaubar. Und das hat mir echt gut gefallen. Alles konnte zu Fuß gut erreicht werden. Hier ein paar Eindrücke aus der Stadt:

Früh morgens um sechs war noch nichts los in der Stadt


Irgendein Tempel in Pingyao


Der Stadtturm von Pingyao


Ich mit Blick auf die Altstadt


Die Stadtmauer von Pingyao: 6,4 km lang


Die Mauer bin ich am Nachmittag entspannt entlanggelaufen, einmal rundherum

Am Abend ging es dann weiter nach Xi’an, diesmal zum Glück im Liegewagen (Hard Sleeper). In Xi’an angekommen bin ich erst einmal ins Hostel gefahren, um mein Gepäck abzuladen, zu duschen und dann zur Terrakotta Armee zu fahren. Die Tour wurde vom Hostel organisiert und wir waren glücklicherweise nur 15 Leute, eine überschaubare Truppe. Mit dem Bus ging es 1,5 Stunden aus der Stadt raus mit unserem Guide. Erstaunlicherweise hielten sich die Massen an Menschen echt in Grenzen, sehr zu meiner Freude.
Zum Hintergrund: Die Terrakotta Armee wurde zufällig von einem Bauern gefunden, der einen Brunnen buddeln wollte und dabei auf eine unterirdische Höhle mit den Soldaten gestoßen ist. Viele der Soldaten sind noch gar nicht ausgegraben und es wird bestimmt auch noch ein paar Jährchen dauern, bis das soweit ist.

Die Ansicht von oben der 1. Grube, in der insgesamt um die 2000 Krieger ausgestellt sind. Das Gebäude sieht aus wie ein riesiger Flugzeughanger


Etwas näher an die Krieger gezoomt


Hier wird ständig weiter ausgegraben, allerdings nur, wenn die Touristen weg sind


Ich in der 1. Grube


In der 2. Grube ist nicht annähernd so viel ausgegraben. Viele liegen noch komplett begraben


Das coole an dieser Grube war, dass hier mehrere Terrakottakrieger hinter Glas ausgestellt waren, die man sich aus der Nähe angucken konnte


Und speziell dieser Krieger hatte noch Reste von der Bemahlung an sich

Zum Schluss sind wir noch am Mausoleum von Qin Shihuangdi vorbeigefahren. Mehr als ein Hügel haben wir allerdings nicht zu sehen bekommen, da man das Mausoleum bisher noch nicht ausgegraben hat. Den Legenden nach sollen sich darin früher Flüsse von Quecksilber ergossen haben. Messungen haben dies bestätigt, die Werte sind um das hundertfache erhöht. Bis man keine sichere Technik gefunden hat, um das Grab zu öffnen, wird es auch nicht geöffnet.

Der sagenhafte Hügel

Am nächsten Tag habe ich richtig schön ausgeschlafen (in einem nicht bewegten Bett) und habe mich dann aufgemacht, Xi’an zu erkunden. Die Stadt hat mir nicht so gut gefallen, es war schon ziemlich hässlich und es war mir etwas zu arm zum Sightseeing. Interessant war allerdings das muslimische Viertel mit den vielen kleinen Straßen sowie Ess- und Verkaufsständen.

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